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Dienstag, 2. Juli 2013

Letzter Tag Abschied und Heimkehr

Ich sitze jetzt am Flughafen in Alta. Das Gepäck und das Fahrrad sind eingecheckt. Zum letzten Mal habe ich heute die Mitternachtssonne genossen. Es wird eine Umstellung sein, in der Nacht wieder das Licht einschalten zu müssen. Dafür freue ich mich nach drei Nächten im Zelt auf ein anständiges Bett. Das Packen war eine Herausforderung, aber ich habe mein Hab und Gut im Seesack untergebracht.
Einen Tag später:
Jetzt sitze ich in meinem Sessel und bin zu Hause. Die Rückreise war fast anstrengender als die Hinreise. Der Flughafen in Oslo ist furchtbar. Es gibt kaum Platz zum Sitzen. Ich laufe immer wieder im Kreis. Die vielen Menschen, der ganze Trubel und die Hektik sind während meiner 4 Stunden Aufenthalt nichts für meine Nerven. Dann auch noch Verspätung, weil kein Bus da ist, der uns zum Flugzeug bringt. In Zürich kommen Gepäck und Fahrrad unbeschädigt an. Andreas wartet schon und nach einer Stunde Autofahrt kommen wir in Lustenau an. Das letzte Stück muss ich mit dem Oldtimerfahrrad von Sarah zurücklegen. Ich ahne schon, dass eine Überraschung wartet. Ich werde vom Empfangskomitee mit einer Sektdusche begrüßt, ein Plakat ziert die Einfahrt und die Anwesenden gratulieren mir zu meiner Leistung. Es wird ordentlich gefestet und ich bin nach kurzer Zeit wieder zu Hause angekommen. Ich danke allen, die zur sanften Landung beigetragen und geduldig meinen Erzählungen zugehört haben. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Mt 12,34; Lk 6,45).

Samstag, 29. Juni 2013

41. TAG Rauschen

Es ist ein richtig heißer Sommertag. Beim Mittagsschlaf rauschte der Wind, der Bach und das Meer. Was will man mehr. Es war grandios den Fjorden entlang zu fahren. Immer wieder Bäche, die ins Meer fließen. Rechts die Berge links das Meer. Der Wind hat seine Schrecklichkeit verloren. Mal geht es mit ihm, mal gegen ihn. Das Auf und Ab ist auch nicht schlimm, weil man von oben einen traumhaften Blick auf den Fjord hat und unten dem Meer so nah ist. Ich weiß, das klingt jetzt kitschig und verklärt. Es hat sicher damit zu tun, dass es der letzte Tag meiner Radtour war. Ich bin sicher in Alta angekommen, habe keine gesundheitlichen Probleme gehabt, keine gröberen Pannen, hervorragendes Wetter und viel Glück, ohne Unfall über 4000 km geradelt zu sein. Ich werde höchstens noch eine Stadtrundfahrt ohne Gepäck machen und sonst hier relaxen, faulenzen und die Füße hoch lagern. Ich kann sagen, dass ich dankbar bin, so etwas erlebt haben zu dürfen. DANKE an aĺle, die mich unterstützt haben. Danke an Martha, die es immer akzeptiert, dass ich sie wochenlang mit Allem allein lasse, danke an Simon für die technische und organisatorische Unterstützung, danke an Judith für die moralische Hilfe in Krisenzeiten und danke an Sarah, die mich mit Ihrer 2. Diplomprüfung sehr stolz gemacht hat. Danke auch an alle "Mitreisenden" im Blog. Ich war überrascht, wer sich für meine Radreise interressiert. Vielleicht melde ich mich noch einmal. Wenn mich die Reiselust doch noch einmal pakt, werde ich vielleicht noch eine Tagestour ohne Gepäck machen. Das Foto hänge ich an, damit ihr mich wieder erkennt. Tschau und bis bald.

40. TAG Hurtigruten

Ich konnte nicht einschlafen. Um elf wurde es mir zu blöd und ich ging wandern. Bei Sonnenschein kraxelte ich auf einen Berg. Ich wollte die Mitternachtssonne fotografieren. Es ist schon komisch mitten in der Nacht bei Sonnenschein zu wandern. Um zwei komme ich zurück und kann endlich schlafen. Ich erwache relativ spät und esse den Rest von meinem Müsli. Später kommen Ute und Dirk und ich trinke noch Tee mit Ihnen. Sie fliegen am Mittag nach Aberdeen um ihre Tour nach Spanien fortzusetzen. Ich fahre in die Stadt und setze mich ans Internetterminal. Um 12:15 soll das Schiff nach Oxfjord ablegen. Ich werde zu den Autos, die auch auf die Fähre wollen, geschickt. Zuerst werden hunderte Paletten ausgeladen und Nachschub für die Küche eingeladen. Dann darf ich mit den Autos hinein. Es ist ein luxuriöser Dampfer, in den ich eingestiegen bin. 9 Decks und jede Menge Lounges. Ich setze mich auf eine Bank und versuche ins Internet zu kommen. Dann mache ich einen Schiffsrundgang und warte geduldig, bis wir in Oxfjord anlegen. Es ist ein kleiner Hafen und ich bin fast zu spät, um die Midnatsol zu verlassen. Gleich am Hafen steht eine Imbissbude. Ich gönne mir einen Kebab um 10€. Dann mache ich mich auf die Fahrt der Küste entlang. Das Wetter ist schlechter geworden, ab und zu nieselt es. Ich brauche aber kein Regenzeug. Der Tunnnel ist lang, dunkel und schlecht asphaltiert. Ich bin froh, nach 4 km wieder draussen zu sein. Auf dem Campingplatz stelle ich mein Zelt auf. Neben mir eine Dame aus Holland. Mit der komme ich ins Gespräch und schenke ihr mein Feuerzeug, da sie unbedingt selbst mit ihrem Kocher kochen will. Dafür werde ich zu einem Glas Rotwein eingeladen. Es ist 23 Uhr als ich versuche den Blog zu schreiben. Mir fallen aber die Augen zu und ich schlafe wie ein Murmeltier bis mich am Morgen die Hitze im Zelt weckt. Es ist schon 8 Uhr und ich schreibe den Blog während des Frühstücks. Auf gehts zur letzten Etappe bei sommerlichen Temperaturen nach Alta. Bis heute Abend.

Donnerstag, 27. Juni 2013

39. TAG Hammerfest im Sonnenschein

Es war eine kalte Nacht. Um 7 Uhr hatte es gerade einmal 6 Grad. Ich habe brav zusammengeräumt und bin nach dem Frühstück nach Hammerfest bei bedecktem Himmel gestartet. Nach dem gestrigen Sturm war es heute bei Windstille ein richtiges Vergnügen. Es geht den Fjorden entlang und ich habe Zeit, Fotos zu machen, weil die Strecke nur 50 km ist. In Hammerfest gibt es den Campingplatz nicht mehr und so fahre ich zu Touristeninfo, um mich nach einer Möglichkeit zur Weiterfahrt mit dem Schiff zu erkundigen. Nach anfänglichen Sprachbarrieren schaffe ich es doch noch herauszufinden, wann ich mit der Fähre nach Oksfjord zu kommen. Die Kollegin in der der Information stellte sich als Dresdnerin vor, die seit 2009 hier lebt. Sie hilft mir weiter und ich will jetzt den von ihr empfohlenen Campingplatz aufsuchen, las ich Ute und Dirk, das Ehepaar, das ich schon vor einigen Tagen getroffen hatte, aus dem Schiff aussteigen sehe. Wir begrüssen uns und müssen natürlich Erfahrungen austauschen. Auf dem Campingplatz beziehen wir unser Häuschen und machen anschließend einen Sparziergang. Innerhalb von 10 Minuten reißt der Himmel auf und es ist ein warmer schöner Nachmittag. In der Stadt genießen wir ein Pizzabuffet und spazieren zum Campingplatz zurück um noch ein bißchen zu quatschen. Ich werde Morgen mit Hurtigrouten nach Oksfjord fahren und dann in zwei Tagen gemütlich nach Alta radeln. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich schon auf zu Hause, werde aber die restlichen ruhigen Tage mit 24 Stunden Heligkeit hier noch genießen. Vielleicht schaffe ich es auch noch, ein Foto von der Mitternachtssonne zu machen. Bis morgen, wenn ich nicht wegen Seekrankheit darniederliege.

Mittwoch, 26. Juni 2013

38. TAG Der Tag danach

Ich bin Euch noch schuldig, was ich gestern am Nachmittag noch getan habe. Ihr sollt ja nicht dumm sterben. Ich bin zurück nach Honningsvag gefahren. Dort habe ich mich nach der Möglichkeit, mit Hurtigruten nach Hammerfest zu fahren erkundigt. Kein Problem, aber erst morgen um 6 Uhr. Also suche ich den Campingplatz. Der existiert aber nicht mehr. Jetzt kommt Plan B zur Anwendung. Mit dem Bus nach Oldjerfjord und morgen von da mit dem Rad nach Hammerfest. Die nette Dame der Touristen= information ruft auch gleich beim Busunternehmen an, ob heute Platz für ein Fahrrad ist. Alles paletti und in einer Stunde sitze ich schon im Bus und fahre die gleiche Strecke, von der ich mit dem Rad so begeistert war, zurück. Im Bus ist es nicht halb so schön und wir kommen auch noch in ein heftiges Gewitter. Ich sehe das deutsche Ehepaar Ute und Dirk auf der Strecke gegen den Wind kämpfen. Der Busbahnhof ist direkt beim Campingplatz und ich miete mir eine Hütte. Teuer und klein aber kuschelig warm genieße ich den Abend und trinke auch den Gipfelschnaps, den ich am Nordkap vergessen habe. Auch ein Bier muss heute drinnen sein, kostet allerdings schlappe 9€. Das ist das Letzte bis nach Hause. Als ich am Morgen erwache ist schönes Wetter und ich will mit kurzen Hosen starten. Ich nehme aber gleich zu Kenntnis, dass der Wind zu kalt ist und ziehe mich noch in der Hütte wieder um. Hammerfest ist das Ziel. Aber heute ist nicht mein Tag. Es stürmt, dass ich teilweise die ganze Fahrbahn brauche. Ab und zu fahre ich auch rechts in den Schotter. Noch scheint die Sonne, aber rundherum regnet es. Teilweise trägt der Wind ganz feine Tropfen bis zu mir. Es wird empfinglich kalt und ich überlege mir, wie ich am Besten vorgehe, wenn es zu regnen beginnt. Ich komme nur langsam voran. 10 km/h sind Spitzengeschwindigkeit. Ich werde bei diesen Verhältissen nicht bis Hammerfest fahren und suche bereits vorher den Campingplatz auf. Zelt ist schnell aufgebaut und ich vertraue dem Chef des Platzes, dass das Wetter besser werden soll. Hausmannsarbeit ist am Nachmittag angesagt. Kochen, waschen, bügeln um für den Heimflug alles schön sauber zu haben. Wenn es das Wetter zulässt, werde ich weiterraden und sonst einfach nichts tun. Bis morgen. Einer, der inzwischen 4000 km geradelt ist.

Dienstag, 25. Juni 2013

37. TAG Am Nordkap

Es ist geschafft. Ich stehe am Nordkap und genieße den Erfolg. 3948km bin ich gestrampelt. Ein tolles Gefühl, hier am Nordkap zu stehen. Lang werde ich nicht verweilen, weil es schon wieder zuzieht und sau kalt wird. Ich bin heute früh um 7 Uhr gestartet und es war ein warmer sonniger Tag, wie Simon gestern prophezeit hat. Ich ernenne ihn zum Karl Gabl der Familie Hämmerle. Die letzten 12km waren aber nicht von schlechten Eltern. Insgesamt ist die Strecke von Honningsvag bis hierher schon recht anspruchsvoll. Aber wenn man hier steht sind Gegenwind, Regen, Steigungen, Überschwemmungen und aĺle anderen Dinge vergessen. Schöne Grüße vom Nordkap.

Er hat's geschafft: Beweisfotos von Webcam

Auf der Nordkap-Webcam kann man den Zieleinlauf verfolgen. Ab 8:45 Uhr ist Günter auf den Fotos zu sehen.